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Fotos von A. Hartwig, und S. Meyer / REM-Aufnahmen von M. Knaust



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Wissenswertes über Zecken










Woher stammt der Name Zecke und wo werden sie im Tierreich eingeordnet:





Zecke/Zecko = Alt Hochdeutsch "Ziegenbock". Höchstwahrscheinlich wurden Zecken früher gehäuft auf Ziegen sitzend gefunden da diese zum weiden an die Waldränder, Waldlichtungen und Trockenrasenflächen getrieben wurden. Hiervon hat man eventuell den Begriff "Zecke" (Holzbock) abgeleitet.





Im englischen werden Zecken “ticks“ genannt, wahrscheinlich abgeleitet von “mit einem Häkchen versehen“ (tick). Obwohl im Dictionary (Wörterbuch) mit tick eigentlich das Häkchen im Sinne von Ankreuzen gemeint ist, nicht der Haken (engl. hook) im Sinne von Öse (engl. eye) mit dem man etwas festhakt.









Wie passend doch der englische Name “tick“ (mit Häkchen versehen ) erscheint, wenn man den Stechapparat (Hypostom) der Zecke mit den vielen Widerhaken unterm Rasterelektronenmikroskop (REM) betrachtet.





die Zecken (Überfamilie) werden zum Stamm der Arthropoden (Gliederfüßler) gezählt. Dort werden sie in die Gruppe II, den Arachnoiden / Arachnida (Spinnentiere) eingeordnet. Zur Gruppe II gehören neben den Zecken Skorpione, Spinnen und Milben. Ihr Körper ist zweigeteilt, bestehend aus Kopf-Brust und Hinterleib. Desweiteren gibt es noch die Gruppe III unter den Arthropoden, ihr werden Flöhe, Wanzen, Läuse sowie Fliegen zugeordnet. Die Gruppe I wird von den Krebstieren gebildet.





Die Systematik in der Gruppe II der Arthropoden (Gliederfüßler) sieht wiederum wie folgt aus: Unterstamm der Chelicerata (Kieferklauenträger), Klasse der Arachnida (Spinnentiere), Ordnung der Acarii (Milben) und dort zur Unterordnung der Parasitiformes ( o. Anactinotrichida). In der Unterordnung der Parasitiformes werden wichtige Milbenformen zusammengefasst, die aufgrund der Atemöffnungen, des Afters (Chitinring) und Sinneshaarunterschieden charakterisiert werden. Zecken zählt man allgemein zu den sogenannten Ektoparasiten, das heißt, sie dringen nicht in das Wirtsinnere ein. Die Zecken-Überfamilie wird dann nochmals in drei Unterfamilien (Ixodinae, Argasinae u. Nuttalliellidae) gegliedert.
























Zecken leben schon wesentlich länger als wir Menschen auf der Erde, es gab sie schon zu Zeiten der Dinosaurier. Zecke eingeschlossen in Bernstein, Sammlung Naturhistorisches Museum Braunschweig (Foto: S. Meyer)





Zecke auf Dinosaurierfeder in Bernstein:





https://www.researchgate.net/blog/post/tick-that-fed-on-dinosaurs-found-preserved-on-its-hosts-fossilized-feather















Wichtige Zecken-Unterfamilien, Gattungen und Arten:





Kurzerklärung: Gattungsnamen stehen immer vorne und werden groß geschrieben (z.B. Ixodes), dahinter folgt der Artname der immer klein geschrieben wird (z.B. ricinus).










Unterfamilie der Ixodinae / Schildzecke:





Ixodes ariae (Seevogelzecke), Ixodes canisuga (Fuchszecke), Ixodes dammini, Ixodes hexagonns (Igelzecke), Ixodes holocyclus, Ixodes pacifcus, Ixodes persulcatus (Taigazecke), Ixodes pilosus, Ixodes ricinus (Holzbock o. Waldzecke), Ixodes scapularis, Ixodes trianguliceps (Wühlmauszecke), Ixodes ventalloi (Kaninchenzecke), Amblyomma (Rinderzecke), Boophilus annulatus (Rinderzecke), Boophilus microplus, Dermacentor (Auwald-, o. Buntzecke) - D. margeiakes (Schafzecke), D.reticulatus (Kuhzecke), Heamophysalis leporispalustris (Kaninchenzecke), H. concinna (Reliktzecke), H. punctata (Rote Schafzecke), Hyalomma, Rhipicephalus saguineus (Braune Hundezecke) usw.










Unterfamilie der Nuttalliellidae (Überfamilie: Ixodida oder Metastigmata):





Nuttalliella namaqua










Unterfamilie der Argasinae (arges = giftig / Argasinae = giftiges Tier) / Lederzecke:





Argas (Geflügelzecke) - A. reflexus (Taubenzecke), A. vespertilions (Fledermauszecke), Nothoaspis, Ornithodoros o. Ornothodoros - O. hermsi, O. moubata (Afrikanische Lederzecke), O. parkeri, O.remecosus, O. turicata, Otobius (Ohrenzecke) usw.














Verschiedene Zecken-Gattungen und Arten zu Anschauungs- und Lehrzwecken konserviert [6]










Weltweit sind derzeit über 800 Zeckenarten bekannt, die Erfassung der von ihnen übertragenen Erkrankungen darf daher noch nicht als komplett verstanden werden.














Das Bild zeigt eine mit Blut vollgesaugte "Boophilus microplus" (Gattung d. Schildzecken), sie spielt als Überträger von Babsien eine wichtige Rolle [6]

Das Bild zeigt eine vollgesaugte "Ixodes ricinus" (Gattung d. Schildzecken), sie spielt eine wichtige Rolle als Überträger von Borrelien, FSME- u. Ehrlichia-Erregern [6]




















Die unterschiedlichen Entwicklungszyklen der einzelnen Zeckenfamilien [1]:





Unterscheidungsmerkmale der Zeckenzyklen:





- Die Larven haben drei Beinpaare und keine Geschlechtsöffnung sowie keine Stigmen. Unter Stigmen versteht man die äußeren Öffnungen der Tracheen (Atmungsröhren).














Diese Atmungsröhrenausgänge (Stigmen) besitzen die Zeckenlarven noch nicht . Links auf dem Bild ist die Flanke einer adulten Zecke mit dem Stigmen, hinter dem vierten Laufbein, zu sehen. Auf dem rechten Bild ist das Stigmen sehr stark vergrößert abgebildet (Rasterelektronenmikroskopie / REM).










- Die Nymphen haben vier Beinpaare und keine Geschlechtsöffnung. Stigmen sind aber in diesem Stadium schon vorhanden, sie liegen bei den Schildzecken hinter dem vierten und bei den Lederzecken hinter dem dritten Beinpaar.










- Die erwachsenen geschlechtsreifen (adulten) Zecken haben vier Beinpaare und Geschlechtsorgane sowie Stigmen. Sie besitzten eine sog. Peritrema bzw. Stigmenplatte. Die Stigmenplatten sind bei den Lederzecken im allgemeinen kleiner als bei den Schildzecken. Bei den Schildzecken besitzen die Männchen ein den Rücken vollständig bedeckendes starres Rückenschild (Scutum), bei den Weibchen wird nur ein Teil des Rückens bedeckt. Dies Rückenschild ist nicht dehnbar, es bleibt somit während und nach dem Saugvorgang gleich groß. Die Lederzecken besitzen nur als Larve ein kleines unregelmäßiges Rückenschild, es ist derzeit nur eine Ausnahme bekannt, nämlich die Gattung Nothoaspis reddeli. Bei den Schildzecken weist auch die Bauchseite schützende starre Schilder auf.














Eine adulte Schildzecke unterm Rasterelektronenmikroskop (REM) betrachtet. Am Hinterleib, in der Mitte, ist schön die Geschlechtsöffnung sowie rechts und links, an den Flanken, die Stigmen (Atemröhrenaustritte) zu sehen.














Die Geschlechtsöffnung einer adulten Schildzecke im Detail (Rasterelektronenmikroskopie / REM)















Lederzecken / Argasinae:





paaren sich mehrfach, nach jeder Paarung und erfolgreichen Blutmahlzeit erfolgt die Ablage von mehreren hundert Eiern.










Entwicklung: Ei Þ Larve (3-10 Tage) Þ Nymphe 1 (1-2 Stunden) Þ Nymphe 2 (1-2 Stunden) Þ Nymphe 3 (1-2 Stunden) Þ Nymphe 4 (1-2 Stunden), einige Lederzecken haben bis 8 Nymphenstadien Þ erwachsene, geschlechtsreife Zecken / adult (wenige Minuten bis Tage)





Adulte Lederzecken und Nymphen saugen mehrfach einige Minuten bis Stunden Blut, die Larven einiger hingegen Arten mehrere Tage. Lederzecken können sehr lange ohne Nahrung auskommen, bis zu 10 Jahre!





Bevorzugte Wirte der Lederzecken sind Vögel, Säugetiere (z.B. auch Menschen) oder Reptilien.





Lederzecken leben in Nestern, Stallungen und ähnlichen Ruhe- und Schlafstätten der Wirte, sie befallen ihre Opfer während ihrer Schlaf- und Ruhephasen. Ihr Vorkommen beschränkt sich im allgemeinen auf die Tropen und Suptropen, wo sie die trockenen Gebiete als Lebensraum bevorzugen. Unter Subtropen versteht man Gebiete, in denen die mittlere Jahrestemperatur über 20 °C liegt, die Mitteltemperatur des kältesten Monats aber unter 20 °C bleibt. Hierzu zählen in unserem europäischen Raum z.B. die mediterranen Gebiete des Mittelmeeres.










Nuttalliellidae - zwischen Schildzecke und Lederzecke einzuordnen:





Die Familie besitzt nur eine Art mit dem Namen Nuttalliella namaqua, ist für uns in Europa aber unrelevant, da sie bisher nur in Süd- und Südwestafrika, insbesondere Namibia beschrieben wurde. Sie befallen sowohl Säugetiere als auch Vögel.










Schildzecken / Ixodinae:





Die Männchen sterben nach der Paarung, die Weibchen nach der Ablage von 3000-15000 Eiern, je nach Art.





Entwicklung: Ei Þ Larve (mehrere Monate) Þ Nymphe 1 (mehrere Monate) Þ erwachsene, geschlechtsreife Zecken / adult (mehrere Monate) - man unterscheidet Schildzecken in ein- bis dreiwirtige Arten










Einwirtige Arten (einige tropische Arten):





Von der Larve bis zur erwachsenen Zecke saugen alle am gleichen Wirt Blut, die Eiablage erfolgt auf dem Boden.










Zweiwirtige Arten (z.B. Rhipicephalus bursa / Braune Zecke):





Die Larven und Nymphen saugen am selben Wirt, die vollgesogenen Nymphen lassen sich zu Boden fallen und häuten sich dort, die erwachsenen Zecken befallen ein neues Opfer zum Blutsaugen, um anschließend zu Boden zu fallen um dort die Eiablage durchzuführen.










Dreiwirtige Arten (z.B. Ixodes ricinus und Rhipicephalus sanguineus / Braune Hundezecke):





Larve, Nymphe und die erwachsenen Zecken befallen jeweils einen neuen Wirt für ihre Blutmahlzeit, die Eiablage erfolgt auf dem Boden.





Bevorzugte Wirte sind Säugetiere, Vögel, Reptilen, ja sogar Säugetierarten, die zum Großteil im Wasser leben, wie z.B. Walrösser und Bärenrobben.





Die Larven, Nymphen und adulten Schildzecken saugen in der Regel nur jeweils einmal Blut über mehrere Tage. Die meisten Arten leben im Freien und befallen dort ihr Opfer. Die Schildzecken kommen weltweit vor und sind in Mitteleuropa die am weitesten verbreitete Zecken-Unterfamilie.




















Die häufigste Zecke bei uns in Deutschland:





Die häufigste Zeckenart bei uns in Deutschland ist der vom Volksmund so genannte Holzbock, der auch Waldzecke oder manchmal auch Haftzecke genannt wird, der lateinische Name lautet Ixodes ricinus (Familie d. Ixodidae). Der Holzbock gilt bei uns auch als der Hauptvektor (Überträger) der sensu lato Komplex Borrelien [2].










Jahreszeitliches Vorkommen der einzelnen Entwicklungsstadien von Ixodes ricinus:





Larve - Frühsommer bis Winter, Größe < 1 mm, glasig bis farblos, klar





Nymphe - Frühling und Spätsommer, Größe 1-1,5 mm, schwarz-braun





Adulte Zecken (geschlechtsreif) - Frühling, Spätsommer/Herbst, Winter (ab + 5°C), Größe: Männchen ca. 2,5 mm, Weibchen 4 mm, vollgesogen bis 11 mm - Vorbereitung zur Eiablage.





Färbung der erwachsenen Zecke: Kopf, Brust und Beine meist schwarz, der Hinterleib meist braun.










Die Zecken werden ab ca. + 5 °C bis + 7 °C Bodentemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 80 % aktiv, die Idealtemperatur für sie ist alledings + 14 bis + 23°C. Deswegen findet man Zecken in den Sommermonaten Juli und August auch seltener, da diese Monate meist zu heiß ( > + 23°C) und trocken (< 80 % Luftfeuchtigkeit) für sie sind. Befallsspitzen am Beisspiel von Rindern konnten für adulte Zecken im Juni und September, für Nymphen im Mai und September und für Larven im August und September ermittelt werden [7].




















Den Holzbock (Ixodes ricinus) näher betrachtet:





Entwicklung der Zecken vom befruchteten Ei bis zum geschlechtsreifen (adulten) Tier dauert circa 1,5 Jahre (siehe Abb.: Zecken / Borrelien / Antigenstruktiren). Ihr gesamter Lebenszyklus beträgt etwa drei Jahre. In diesen drei Jahren ist die Zecke dazu gezwungen, mindestens 3 x eine Blutmahlzeit zu sich zu nehmen, damit sie überleben und sich entwickeln kann.





Die befruchteten Weibchen legen ihre Eier im Frühling auf dem Waldboden oder im Gras ab. Die Eiablage dauert ungefähr zwei Monate, anschließend stirbt das Zeckenweibchen. Aus den Eiern entwickeln sich dann im Frühsommer 6-beinige Larven, sobald 14-23 °C Umgebungstemperatur und 80-85 % Luftfeuchtigkeit herrschen.
















Erwachsenes vollgesogenes Zeckenweibchen auf der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz in der Bodendeckschicht (Laub), der Korpus-Durchmesser beträgt ca. 8 mm.
















Vollgesogenes Zeckenweibchen am Eiablageplatz bei der Eiablage in der Bodendeckschicht (Laub)





In der Regel sind die Larven keine so große Gefahr für den Menschen, da der Mensch ein Fehlwirt für sie darstellt. Die Larven befallen überwiegend Kleinsäuger wie Mäuse, Ratten und Igel, aber auch Vögel, weil sie normalerweise nur in einer Höhe von bis zu 25 cm über dem Boden ansitzen. Allerdings können die Larven durchaus schon direkt nach dem Schlüpfen mit Borrelien infiziert sein (1-3 %), so dass sie, wenn sie doch einen Menschen befallen, die Borrelien auch auf ihn übertragen können [3].





Mäuse und Ratten [4] bilden das Hauptreservoir für Borrelien des sensu lato Komplexes. Außer an Kleinsäugern und Vögeln saugen die Larven der Zecken (vereinzelt auch noch die Nymphen) durchaus ihre erste Blutmahlzeit auch an Eidechsen, ja sogar an Ringelnattern - diese Kaltblüter bilden bezüglich der Borrelien eine Sackgasse [5]. Hingegen bevorzugen die fertig entwickelten Zecken fast ausschließlich größere Säugetiere für ihre Blutmahlzeit (siehe Seite: Zecken / Borrelien / Antigenstrukturen).





Aus den Larven entwickeln sich bis zum nächsten Frühjahr die 8-beinigen Nymphen; diese Verwandlung vollzieht sich während einer Häutung (Metamorphose). Die Nymphen werden etwa 1-1,5 mm lang (Larven meist < 1 mm), auch beim Saugakt werden sie nicht wesentlich größer als vorher. Da die Nymphen kaum größer sind als die Larven, wodurch sie vom betroffenen Menschen leicht übersehen werden können, aber schon höhere Ansitze aufsuchen (bis 60 cm Höhe), erhöht dies eine Infektionsgefahr durch das Nymphenstadium erheblich. So weiß man inzwischen, dass 80 % der Zeckenkrankheiten von den Nymphen auf den Menschen übertragen werden. Müssen bei einer adulten Zecke die Borrelien erst aus dem Darmtrakt über das Mundwerkzeug den Weg ins Blut des Opfers (z.B. Mensch) finden, entfällt dieser lange Weg bei den Nymphen. Dies bedeutet, dass beim Stich einer Nymphe die Borrelien sofort ins Blut des Opfers gelangen können (> 2 h), nicht erst nach mehreren Stunden bis Tagen wie beim adulten Tier. Aus vorgenannten Gründen ist das Nymphenstadium der Zecken für den Menschen am gefährlichsten. Die Hauptwirte der Nymphen sind Mäuse, Ratten, Igel, Füchse, Hunde und Katzen.





Aus den Nymphen entwickeln sich durch eine weitere Häutung (Metamorphose) dann über den Sommer bis zum Herbst die adulten Zecken. Erst in diesem Stadium ist die Geschlechtsreife erreicht und sie können für Nachwuchs sorgen. Die geschlechtsreifen Weibchen und Männchen finden sich mittels Sexuallockstoffe (Pheromone), in der Regel geschieht die Paarung auf einen Wirt.





Größe der adulten Zecken; Männchen bis zu 2,5 mm lang, wogegen das Weibchen der bei uns am häufigsten vorkommenden Zecke (Ixodes ricinus) nüchtern (ohne Blutmahlzeit) eine Größe von ungefähr 4 mm, bei einem Gewicht von 2,5 mg erreichen kann. Wenn sich das Weibchen bei einem Wirtstier (oder Menschen) mit Blut vollgesogen hat, kann es ein Gewicht von 400 mg, bei einer Länge von bis zu 11 mm erreichen. Solange das Weibchen nüchtern ist, hat es eine abgeflachte Form, haben die Weibchen aber eine Blutmahlzeit zu sich genommen, können sie unförmig werden und heranreifende Eier in sich tragen. In diesen Stadium ähneln sie einer Ricinusbohne, daher ihr Lateinischer Name "Ixodes ricinus".





Die Hauptwirte der erwachsenen Zecken sind Mäuse, Ratten, Igel, Rehe, Hirsch- u. Damwild, Füchse, Hunde und Katzen.




















Wirte der Zecken:





Als (Stand 1996) nachgewiesene Wirte für die Zecken (insbes. Ixodes ricinus / Ixodidae) gelten in Europa: Mäuse, Ratten [4], Siebenschläfer, Vögel, Reh- und Rotwild, Eidechsen (nicht zu verwechseln mit den Borrelien-Reservoiren), Füchse, Kaninchen, Schafe, Rinder, Hunde und Katzen. In den USA gelten besonders Mäuse, Vögel, Eichhörnchen, Weißwedelhirsche, Füchse und Hunde als Wirte. Bisher gelten als Hauptvektoren (Überträger / Verteiler über große Entfernungen) vor allem Vögel. Dies gilt für die USA und Europa, vermutlich auch für die übrigen Erdteile. Aber auch Haus- und Nutztiere kommen nach der Meinung einiger Fachleute als Vektoren für große und kleine Entfernungen in Frage - da Nutztiere heutzutage unsinnigerweise über immer größere Entfernungen ex- u. importiert werden.





In Deutschland konnten bis 2003 insgesamt 35 Säugetierarten und 45 Vogelarten sowie einige Reptilien als Wirte für Ixodes ricinus eingegrenzt werden, von ihnen sind einige auch Stapelwirte für weitere durch Zecken übertragenen Krankheiten (z.B. Ehrlichia, Babesia, Ricketsia u. FSME-Viren).




















Natürliche Feinde der Zecken:





einige Pilzinfektionen, Fadenwürmer, eine ca. zwei Millimeter kleine Wespenart (*), einige zeckenfressende Vogelarten sowie in Afrika kleine Sumpfschildkröten, die z.B. von badenden Nashörnern die Zecken-Parasiten abzupfen und fressen. Natürlich auch entsprechende Klimasituationen, wie extrem kalte Winter oder lange trockene Hitzeperioden. Temperaturen von über + 35 °C tötet z.B. Larven und Nymphen innerhalb von zwei Wochen, auch wenn die eigentlich für Zecken ideale Luftfeuchtikeit von 70-100 % herrscht. Haben sich die Zecken im Winter nicht tief genug in die Laub- bzw. Bodendeckschicht zurückgezogen und bekommen leichten Frost ab, überleben sie dies nicht sehr lange. Fällt die Luftfeuchtigkeit in ihrem Winterquartier zusätzlich zum leichten Frost gar unter 70 %, überleben sie dies nur wenige Tage. Die Zeckeneier und Larven benötigen allerdings schon härtere Frostperioden, da sie erst unter - 7 °C absterben.










(*) = die sog. Lagererz-Wespe, die ihre Eier in die Zecken legt, aus denen dann Wespenlarven schlüpfen, die dann von innen her die Zecke auffressen.




















Wie kann man Zecken z.B. in Kleidung abtöten [8]:





- Die Kleidung bei mindestens 50 °C waschen, erst ab ca. 42 °C sterben die Zecken.





- Wenn man ganz sicher gehen will, die Kleidung anschließen für eine halbe Stunde bei der Einstellung >>schranktrocken und schonend<< trocken. Dies überleben die Zecken nicht.










Nicht ratsam sind nachfolgende Vorgehensweisen:





- Die Kleidung in die Tiefkühltruhe packen, dies überleben diese häufig (z.B. 1 h bei – 22 °C)





- Die Kleidung nur in Wasser einweichen bzw. untertauchen, Zecken überleben bis zu vier Wochen unter Wasser!





- Die Kleidung in die Mikrowelle legen. Die Mikrowellen führen erst nach ca. 2 Minuten zum Tod der Zecken, ob dies die Kleidung überlebt?





- Die Kleidung in einen Umluftherd erhitzen ist nicht ratsam, Versuche haben gezeigt das Zecken 110 °C länger als 5 Minuten überleben.




















Überleben von Zecken im persönlichen bzw. häuslichen Umfeld [8]:





- Ins Auto gelangte Zecken können dort unter entsprechenden Umständen mehrere Wochen überleben. Also Kleidung welche man in der Natur getragen und hiernach gewechselt hat, immer in einen Kunststoffsack (z.B. Müllsack) zum Transport dicht verpacken.





- Ins Haus eingeschleppte Zecken suchen ungefähr 3 - 5 Tage nach ein Opfer, hierbei legen sie 5 – 8 Meter die Stunde zurück. Ihre Überlebenszeit reicht i.d.R. Aus um ein Opfer zu finden.





- Zecken überleben in einem normal trockenen Kleiderschrank oder Bett ca. 3 – 5 Tage





- Zecken können in einem feuchten Kleiderstapel oder in einem täglich genutzten Bad, wodurch ein eventuell dort liegender Badezimmerteppich immer wieder feucht wird, mehrere Wochen überleben. Befruchtete Weibchen ggf. sogar ihre mehrere tausend Eier dort z.B. in einer Ritze (Spalt) ablegen. Ausgeschlüpfte Larven sterben ohne zu Fressen (keine erfolgte Blutmahlzeit) erst nach 4 – 7 Jahren!




















Zecken beißen nicht, sondern sie stechen!





Zecken stechen bzw. sägen die Haut ihres Opfers mit ihrem Mundwerkzeug, dem sogenannten Hypostom (siehe Abb.: Zecken / Borrelien / Antigenstrukturen) ähnlich wie mit einer Säge an. Das Aufsägen der Haut geschieht mit zwei sogennaten Cheliceren, die paarig seitlich am Stechapparat (Hypostom) angeordnet sind und hierzu gegensätzlich auf und abwärst bewegt werden.














Diese Rasterelektronenmikroskopie (REM) zeigt den Stechapparat (Hypostom) der Zecke im Detail, es sind sehr schön die seitlich angeordneten Sägen (Cheliceren) erkennbar.










Bei diesem Stech- u. Saugakt sondern sie eine Art Klebstoff ab, der die Mundwerkzeuge fest in der Haut verankert, sowie ein Anästhetikum in Verbindung mit Substanzen zur Verhinderung der Blutgerinnung und Entzündung. Das Anästhetikum (Betäubungsmittel) bewirkt, dass das Opfer meistens den kleinen "Vampir" nicht bemerkt. Der Gerinnungshemmer hat gewebezersetzende Wirkung und verbessert den Blutfluss in Richtung der Zecken-Mundwerkzeuge und der Entzündungshemmer unterdrückt die Immunabwehr des Wirtes an der Einstichstelle. Durch das Zusammenspiel von dem Anästhetikum und dem Entzündungshemmer kommt es vorerst nicht zu Abwehrmaßnahmen, welche sich für den Wirt (Mensch o. Tier) eventuell durch Hautbrennen oder Jucken bemerkbar machen würden. Im Großen und Ganzen ein ausgeklügeltes System, um möglichst unbemerkt am Wirt zu schmarotzen.




















Wie die Zecken ihre Opfer finden:





Die Zecken sitzen häufig in hohen Gräsern, Farn, Unterholz sowie auch in einzelnen Büschen, wo sie auf ihre Opfer (Wirtstiere / Menschen) warten, deren Annäherung sie mit ihrem Erschütterungssinn bemerken. Die Meldung, wann der Wirt direkt unter ihnen, oder in ihrer unmittelbaren Nähe ist, erhalten sie auf chemischen Wege über Duft- bzw. Geruchsmoleküle die sie mit entsprechenden Sinnesorganen am Fuß des ersten Laufbeinpaares auffangen. Aus diesem Grund hält die Zecke meist beim Laufen das erste Beinpaar, Fühlern gleich, in die Luft. Erst wenn sie dies entsprechende molekulare Signal (Atemluft, Transpirationsabsonderungen / Körperschweiß) erhalten hat, befällt sie gezielt ihr Opfer - es genügt ihr hierzu ein Bruchteil einer Sekunde. Aus diesem Grund ist eine Geruchsveränderung der Körperausdünstungen (Atemluft / Schweiß) als Zeckenschutz am effektivsten. Nach erfolgreichem Überwechseln auf ihrem Opfer sucht die Zecke mittels Temperatursinn eine geeignete Körperstelle zum Blutsaugen














Auf diesem Bild einer Rasterelektronenmikroskopie (REM) kann man gut die Sinnesorgane (Hallersche Organe) am vorderen Laufbeinpaar der Zecke erkennen.














Das sogenannte Hallersche Organe (Riechorgan) im Detail (Rasterelektronenmikroskopie / REM)















Wie Zecken ihre Opfer lokalisieren





wörtliches Internet-Zitat von:





Autor: Kirsten Milhahn <<mailto:mil@wissenschaft-aktuell.de>>
Quelle: Naturwissenschaften





Zecken riechen menschlichen Atem [Zoologie, Verhaltensforschung] Neuchâtel (Schweiz) - Wie machen Zecken ihre Wirte ausfindig? Ganz einfach: Sie nehmen den Atem ihrer Opfer wahr. Zu dieser Erkenntnis gelangten Schweizer Wissenschaftler. Nicht nur einzelne flüchtige Bestandteile des Atems ziehen die kleinen Schmarotzer an, sondern die Mischung macht´s. Ihre Experimente zeigten, dass die Parasiten auf verdünnte menschliche Atemluft am stärksten reagieren. "Bis zu 100 morezeptoren an jedem der acht Zeckenbeine sorgen für die Geruchswahrnehmung ihrer warmblütigen Wirte", berichten Conor Mc. Mahonund sein Kollege Patrick Guerin von der Universität Neuchâtel. Sie setzten tropische Schildzecken der Gattung Amblyomma in einem Windkanal aus und testeten die Reaktion der Tiere auf die ihnen angebotenen flüchtigen Bestandteile der menschlichen Atemluft. Die Forscher testeten zuerst fünf einzelne Bestandteile des Atems: Aceton, Kohlendioxid, Stickstoffmonoxid, Isopren und Ammoniak. Doch die Mischung macht´s! Auf verdünnte Atemluft, die alle Bestandteile enthält, reagierten die Zecken am stärksten. Mit eindeutigen Suchbewegungen wendeten sie sich der Quelle des anziehenden Geruchs ihres vermeindlichen Wirtes zu und wanderten ihm entgegen. Zum Aufspüren ihrer Opfer haben Zecken weitere spezielle Fähigkeiten entwickelt: So können sie zum Beispiel lange Zeiten ohne Nahrung auf einen Wirt wartend verbringen. Nähert sich dann ein ahnungsloses Opfer, hat die Zecke nur eine Chance. Blitzschnell muss sie sich im richtigen Moment fallen lassen, um genau auf ihrem Opfer zu landen. Verfehlt sie, ist die Gelegenheit verpasst. Ihr ausgeprägter Geruchssinn ist dabei gleichzeitig Netz und doppelter Boden, denn Zecken können auch den Körpergeruch warmblütiger Tiere hervorragend riechen. Zielorientiert bewegen sie sich auf das Opfer zu oder lassen sich treffsicher fallen.










Anmerkung vom Web-Master (A. Hartwig):





Hier könnte auch ein Ansatz zur Erklärung sein, warum Zecken Patienten mit einer Borrelioseinfektion meiden. Diese Patienten könnten gewisse molekulare Abweichungen in ihrem Atem und ihrem Köperschweißausdünstungen haben. Es wird von Patienten berichtet, dass sie vor ihren vermeindlichen Borreliosesymptomen häufig von Zecken gestochen wurden, seit dem sie Symptome einer klinschen Borreliose zeigen, aber nur noch selten bis garnicht mehr befallen bzw. gestochen werden (Info: mündl. Berichte u. Eigenbeobachtung).




















Quellen, Info u. weiterführende Kurz-Erklärungen:





[1] - Systematik der Arthropoda, Arachno-Ethmologie der Arthropoden





http://vetstudy.johanneslink.de/pafiledb3/uploads/Lernskript_Para_Arthropoda.pdf





[2] - zur Erinnerung: Die Borrelien werden international in mehrere Genotypen, bzw. Subspezies (> 10) eingeteilt und diese nochmals in über 300 verschiedene Stämme (Gruppen) klassifiziert.





Genotyp 1 = borrelia burgdorferi sensu stricto o. lyme-borrelia, Durchseuchung in Europa ca. 20-30 %, Erkrankung: Lyme-Arthritis [Gelenksentzündungen]; Geno-Typ 2 = borrelia garinii, Durchseuchung in Europa ca. 60-70 %,Erkrankung: Neuroborreliose, Erscheinungsbild ähnlich einer MS-Erkrankung [Nerven, Rückenmark u. Hirn betreffend, serologisch schwer bis gar nicht nachweisbar durch die Blut-Hirnschranke] ; Geno-Typ 3 = borrelia afzelii, , Durchseuchung in Europa ca. 10-20 %, Erkrankung: Dermatoborreliose, Haut-Pigmentveränderungen).





[3] - Info: Ringvorlesung >>Parasiten bei Hund und Katze<<, Dr. med. vet. C. Epe, Tierärztliche Hochschule Hannover (2/2004).





[4] - Info: R.W. (1996): Ratten verbreiten Borreliose - Infektionen auch in Städten / Starker Zeckenbefall, Natur und Wissenschaft, FAZ, 04.12.1996





[5] - Info: Wirtz, P. (2001): Eidechse schützt vor Krankheit (Zitat: Wenn eine mit Borrelien infizierte Zecke Blut einer Eidechse saugt, sterben die Borrelia-Bakterien. Die enorme Zahl von Eidechsen auf Maderia hat also gleich zwei Effekte: Sie verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Zecken sich mit Borrelien-Bakterien infizieren, und sie reinigt ständig die Zeckenpopulation von Bakterien. Es ließ sich sogar zeigen: Infizierte Mäuse gibt es nur in Gebieten mit wenigen Eidechsen - wo es viele Eidechsen gibt, gibt es keine infizierten Mäuse), Frankfurter Rundschau, 22.05.2001





[6] - Gesehen auf der Ausstellung >>Parasiten - Leben und leben lassen << (Sonderausstellung des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin) von 30.11.03 bis 27.02.04 im Göttinger Universitätsklinikum (Fotos: A. Hartwig)





[7] - Lengauer, H. (2004): Untersuchung zum Zeckenbefall und zur Prävalenz von Borrelia burgdorferi sowie Babesia divergens beim Rind im Bayerischen Voralpenland, Inaugural-Dissertation, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München





[8] - Johansson, W. (2010): Zeckengefahr im Haus und Garten – Vorsicht Blutsauger, Aktuell, immerGrün, 2-2010, S. 14-15