Zusammengestellt von: A. Hartwig / Febr. 2004 / © all rights for this home-page are reserved by web-master



Die Web-site, bzw. home-page wurde mit StarOffice 5.2 und SuperHTML 5.0 erstellt



URL: https://www.borreliose-zecken-ms.de/







Wo lauern die Zecken dem Menschen auf?





Fotos, Grafiken und Abbildungen von: A. Hartwig / bearbeitet mit IrfranView 3.85 und Adobe Photoshop 5.0 - limited Edition © all rights reserved











Foto: Deutschland, Niedersachsen, Landkreis Göttingen










Die Auszählzahlen sind gemittelte Werte und können von Region zu Region stark variieren, die angegebene Zecken-Stückzahl bezieht sich immer auf 10 m Stecke. Die Strecken-Auszähldaten beruhen auf persönliche Untersuchungen des Autors. Die Auszählungen erfolgten in den verschiedenen Gebieten (siehe Übersichtskarte) von Frühjahr bis Sommer [A]. Der Herbst und Winter wurde nicht berücksichtigt, da aufgrund der Tatsache, dass bis dahin die meisten Zecken schon ein Opfer (Tier oder Mensch) gefunden haben und zu niedrige Temperaturen für sie herrschen, eine geringere Zeckengefahr besteht. Unsere heimischen Zecken sind erst ab 5-10 °C aktiv, das bedeutet also, dass circa von Februar bis November Zeckengefahr besteht. Die höchste Zecken-Gefahr besteht aber am Beginn der wärmeren Jahreszeit, Frühling und Frühsommer.





>> Alle Angaben ohne Gewähr <<










Übersichtskarte der untersuchten Gebiete











Die rot markierten Gebiete wurden vom Autor auf Zecken-Durchseuchung untersucht, insbesondere die nachfolgenden Regionen: Deutschland – Helgoland, Grafschaft Bentheim, Raum Diepholz, Weserbergland, Harz, Kyffhäuser, Hainich, Berlin-Umfeld, Rügen, Sächsische Schweiz, Fränkische Schweiz, Oberpfalz, Donau- u. Altmühltal sowie Chiemgauer Berge, Frankreich – Jura, Doubs, Cerdon und Tarnschlucht, Tschechien – Böhmische Schweiz, Böhmischer Karst und Mährischer Karst, Slowenien – Innerkrainer, Karst u. Küstenland, Kroatien – Küstenland u. Istrien.





Die Auswahl der Untersuchungsgebiete deckt somit von West nach Ost verschiedene Klimazonen ab, so z.B. atlantisch und kontinental geprägtes und auf der Nord-Südachse mediterran sowie von der rauen Nordsee (Nordmeer) beeinflusstes Klima. Die höchste Zeckendichte konnte bei den Untersuchungen in den eher gemäßigten Klimazonen ausfindig gemacht werden, das heißt, auf der Achse Dresden, Nürnberg, Freiburg, Besancon, Lyon und südlich der Alpen in Slowenien.




















Warnhinweis vor Zecken in Frankreich entdeckt






Foto: Frankreich, France-Comté, Doubs





Dieser öffentliche Aushang mit Verhaltensregeln in der Natur und einem Warnhinweis vor Zecken hing an einem Wanderparkplatz in France-Comté, nördliches Jura, in der Region Doubs. Bei meinen Untersuchungen konnte die Berechtigung der Warnung bestätigt werden; es war ein Wandergebiet mit überdurchschnittlich vielen Zecken (siehe nachfolgende vier Bilder). In manch deutschen Wandergebiet sind solche öffentliche Warnungen an den Wanderparkplätzen auch ratsam, teilweise auch in der Form von Verkehrsschildern angebracht (siehe oben: Vorsich Zecken)





Übersetzung des Aushanges:





ACHTUNG SCHLANGEN !





Tötet sie nicht.





VORSICHT VOR ZECKEN !





Sie können die L Y M E - Krankheit übertragen.






Fotos: France-Comté, Doubs


























Vorbildlich - Warnhinweis vor Zecken in Slowenischen Exkursionsführer





Wichtige Information für die Exkursionen

Zecken sind ausgezeichnete Überträger von Krankheiten, sie besiedeln die Exkursionsgebiete. Verwenden Sie auf den Exkursionen INSEKTEN ABSTOSSENDE MITTEL! Vergessen Sie nicht sich nach den Exkursionen auf Zecken abzusuchen.






Quelle: [11] Zupan Hajna, N., Mihevc, A. (2008): 16th International Karstological School “Classical Karst”, Karst sediments, Guide book & Abstracts, Karst Research Institute (ZRC SAZU), 6230 Postojna, Slovenia




















Ansitzhöhen der Zeckenstadien - Larve, Nymphe und adulte Zecke











Foto: Deutschland, Thüringen, Landgrafenschlucht / Eisenach




















Waldwege und Wandersteige





Höchste Gefahr / 10 bis > 200 Zecken











Foto: Deutschland, Bayern, Donautal – Kehlheim





Laub-Mischwälder mit dicker Laubschicht (“tote“ Bodendecke) und kleinen Lichtungen, die mit einer Strauch- u. Krautschicht, insbesondere Gräsern bestanden sind, stellen einen optimaler Lebensraum für alle Zeckenstadien (Larve, Nymphe u. adulte Zecke) dar. Hört und sieht man auf seiner Wanderung durch solch einen naturnahen Wald hier und da Mäuse oder man sieht ab und zu Wild, kann man von einer sehr hohen Zeckendurchseuchung ausgehen und es ist höchste Vorsicht geboten. Geht man auf Abwegen neben den Wegen (insbesondere beruflich bedingt, z.B. Forst- u. Landwirte, Umwelttechniker, Wissenschaftler etc.), dann sollte man insbesondere Wildwechsel und deren Nähe meiden, da dort auch verstärkt die kleinste Form der Zecken (Larve) vorkommt. Warum? Die vollgesogenen Zeckenweibchen lassen sich nach ihrer erfolgreichen Blutmahlzeit einfach vom Wirt (z.B. Reh, Wildschwein etc.) fallen und bewegen sich dank ihrer Unförmigkeit (das 100- bis 200-fache des Ursprungsgewichts) nur noch in geringem Radius, um eine geignete Eiablagestelle zu finden, an der sie dann circa 2000-3000 Eier in die obere Laubschicht ablegen. So schlüpfen an den Eiablagestellen im Frühjahr die Larven in ähnlicher Menge. Von ihnen sind schon circa 1-3 % Borrelien-infiziert [1]. In solchen naturnahen Mischwäldern sollte man sich möglichst nur auf aufgestellten Bänken zur Rast niederlassen, von knien, hinsetzen oder gar hinlegen für ein Mittagsschläfchen (z.B. in der Mittagspause) kann nur eindringlich abgeraten werden. So bekämen insbesondere die Larven, die normalerweise aufgrund ihrer geringen Ansitzhöhe (Laub u./o. Gräser bis 25 cm Höhe) vor allem Nagetiere (z.B. Mäuse) befallen, die Chance, unbemerkt von ihrem niedrigen Ansitz auf den Menschen zu gelangen – der für die Larven nur einen Gelegenheitswirt darstellt.











Foto: Deutschland, Bayern, Donautal – Kehlheim





Auf solchen Wegen ist besondere Aufmerksamkeit angebracht, da ein Abstreifen von Zecken hier quasi nicht vermeidbar ist, weil die Grashalme in den Weg hineinhängen. Auch sollte man bei Wegen dieser Art, wo zwischen den Gräsern Laub liegt, möglichst vermeiden den Rucksack o.ä. abzustellen. Auf diese Weise könnte man eventuell in den unteren Schichten (Laubschicht, kurze Gräser bis ca. 25 cm Höhe) lauernde Zeckenlarven aufsammeln, die dann z.B. entlang der Rucksacktragegurte des wieder aufgesetzten Rucksacks in den Bereich der Achseln des Wanderers gelangen können – dort wird man mit großer Sicherheit die kleinen (< 1mm) glasigen Zeckenlarven übersehen, wodurch diese genügend Zeit (> 2 h) für ihre Blutmahlzeit hätten [2].













Oft wurden die Zecken gehäuft an einzelnen besonders exponierten Grasbüscheln beobachtet.

Auf diesem Bild können wir sehr schön sehen, dass Gräser als Ansitz bevorzugt werden.




















Forstwege





Hohe Gefahr / 5 bis < 50 Zecken - vereinzelt mehr











Foto: Deutschland, Bayern, Fränkische Schweiz / Frankendorf





Bei Forstwegen mit Mittenbewuchs (Krautschicht) war dieser häufig genauso Zecken-durchseucht, wie die Wegränder (Kraut- u. Strauchschicht). Generell konnte aber beobachtet werden, dass an Wegen, die durch Nadelbaummonokulturen führen, weniger häufig Zecken anzutreffen sind als in Laubmischwäldern mit entsprechender Laub- u. Krautschicht (tote u. lebende Bodendecke).













Beeren u. Krautpflanzen werden von den Zecken als Ansitz weniger bevorzugt. Auf dem Bild ist ein adultes Weibchen zu sehen, das sich mit abge-spreizten Vorderbeinen in Richtung Opfer bewegt – angelockt durch den Atem des Fotographen.

Eindeutig bevorzugte Ansitze der Zecken sind langstielige und langblättrige Gräser. Bei diesem adulten Männchen sind schön die abgespreizten Vorderbeine zu sehen, an deren Enden der Sitz der sogenannten “Hallerschen Organe“ ist.









Rasterelektronenmikroskopaufnahme vom sogn. Hallerschen Organ am Zeckenvorderbein (REM-Aufnahme: M. Knaust)




















Waldrandbereiche und Waldwiesen





Hohe Gefahr / 2 bis < 35 Zecken - vereinzelt mehr











Foto: Deutschland, Bayern, Altmühltal / Markt Essing
















Foto: Deutschland, Bayern, Donautal / Weltenburg





In den schattigen Bereichen unter den Bäumen besteht allgemein eine höhere Zeckengefahr als auf den sonnendurchfluteten offenen Flächen, da die Zecken meist die direkte Sonne meiden. Die Zecken lieben die etwas kühleren, schattigeren und feuchteren Bereiche, da sie in der Sonne bei ihrem häufig wochenlangen Warten auf ein Opfer austrocknen würden. In Talauen wurde allerdings von mir beobachtet, dass diese Regel nicht immer zutrifft; hier können anscheinend die Zecken in dem länger anhaltenden Morgentau bzw. Nebel genügend Feuchtigkeit aufnehmen.


















Solche Gräser sind die bevorzugten Ansitze der Zecken. Auf dem Bild ist ein adultes Männchen in Wartestellung, bzw. Ruhestellung zu sehen. Es hat zur Zeit die Vorderbeine nicht abgespreizt, ist also nicht in Lauerstellung.

Auch glatte breitblättrige Gräser werden gerne als Ansitz genutzt, besonders die Schattenseiten. Bei diesen adulten Weibchen sind sehr schön die abgespreizten Vorderbeine zu sehen, mit welchen sie das Opfer orten und sich an ihm verhaken.









Rasterelektronenmikroskopaufnahme von einer Zecke (REM-Aufnahme: M. Knaust). Auf dem Bild ist schön ein Vorderbein mit dem Hallerschen Organ und der „Klaue“ zu sehen, mit der sich die Zecken am vorbeigehenden Opfer ein- bzw. verhakt.




















Kultur- und Parklandschaften





Mäßige Gefahr / 0 bis < 15 Zecken - vereinzelt mehr





Nachfolgend ein Querschnitt durch die von mir untersuchten Kulturlandschaften:


















Foto: Deutschland, Helgoland, Oberland

Foto: Deutschland, Mecklenburg Vorpommern, Rügen





Bewirtschaftete Ländereien und Straßenränder auf Nordsee- und Ostseeinseln























Foto: Frankreich, Massif du Jura / Bugey, Cerdon

Foto: Frankreich, Parc des Cévennes, Causse Méjean





Pferdekoppeln und Ländereien z.B. mit Schafen in Herdenhaltung













Foto: Deutschland, Niedersachsen, Brackenberg

Foto: Deutschland, Thüringen, Hainich/Werratal





Kuh- und Rinderweiden sowie Ziegen zur Landschaftspflege in Freilandhaltung





Flächen auf denen Kühe oder Rinder weiden, oder in Arealen die z.B. mittels Ziegen freigehalten werden (Landschaftspflege) kommen im Vergleich zu unbeweideten Gebieten wesentlich weniger Zecken vor. Weiterer positiver Effekt: die wenigen Zecken die dort noch vorkommen, sind insgesamt geringer mit Borrelien durchseucht da Wiederkäuer in Bezug auf Borrelien eine antiinfektiöse Wirkung ausüben. Mit Borrelien-infizierte Zecken, die auf einer Kuh, Rind oder Ziege ihre Blutmahlzeit halten, sind im nächsten Stadium frei von Borrelien (z.B. Nymphe infiziert => Blutmahlzeit => Metamorphose => erwachsene bzw. adulte Zecke nicht mehr infiziert). Nach einer Studie (Stand 5/2010 [10]) die über vier Jahre in Baden-Württemberg durchgeführt wurde, kann man mittels Beweidung mit Rindern oder Ziegen (bzw. Wiederkäuern) das Infektionsrisiko bzgl. Borrelien für den Menschen um das 60-fache senken (siehe auch: Merkblatt, Kap. Neuinfektionen mit Borrelien pro Jahr in Deutschland“). Bei einer extensiven Beweidung kommen gleich mehrere positive Effekte zusammen.





1.- Durch das Abweiden wird der Bewuchs (z.B. Gräser, Krautschicht etc.) kurzgehalten, hierdurch ungünstiges Boden-Mikroklima (Luftfeuchtigkeit verringert sich) für die Zecken. Es überleben weniger Zecken, und die Wenigen die übrig bleiben finden nur schlecht einen geeigneten Ansitz.





2.- Die eine oder andere Zecke wird beim Grasen mit aufgefressen, hierdurch eine weitere allgemeine Dezimierung des vorhandenen Zeckenbestandes.





3.- Wiederkäuer, wie Rinder und Ziegen (auch Reh u. Muffelwild – siehe unten), bilden eine Sackgasse für Borrelien. Das heißt, sie säubern quasi den verbliebenen Zeckenbestand von Borrelien.























Foto: Deutschland, Niedersachsen, Phölder Becken

Foto: Deutschland, Bayern, Altmühl / Randeck





Agrarland, z.B. Getreideäcker, Obstplantagen und Schrebergärten in Ortsrandlage























Foto: Deutschland, Niedersachsen, Stadtwall in Göttingen

Foto: Deutschland, Niedersachsen, Altdeponie in Göttingen





Innerstädtische Parklandschaften, Verkehrsinseln und Deponien sowie deren Umfeld.





Auch in Gärten, Parks [3], auf Verkehrsinseln, an Gräben u. Bachläufen mit Uferbewuchs sowie im Umfeld von Mülldeponien muss mit Zecken gerechnet werden. In Innenstadbereichen werden die Zecken und Borrelien vor allem von Ratten verbreitet [4]. Ist die Zeckendurchseuchung in den Kulturlandschaften zwar meist geringer, so ist die Verseuchung der Zecken mit Borrelien aber in der Regel wesentlich höher anzusetzen als in gesunden natürlichen Lebensgemeinschaften. So gelten erwachsene (adulte) Zecken, die als Larve oder Nymphe auf Ratten gesaugt haben, für den Menschen als hoch Borrelien-infektiös. Weiter wurde bei Studien einer internationalen Expertengruppe (Berliner, Göttinger u. Bostoner Wissenschaftler) rund um Berlin in den märkischen Wäldern festgestellt [5], dass neben bestimmten Vogelarten und Eidechsen auch Reh-, Hirsch- und Muffelwild eine Sackgasse für den Borrelienbestand darstellen. So konnte bewiesen werden, dass das Vorkommen von Schalenwild zwar entscheidend zur Vermehrung und Ausbreitung der Z e c k e n beiträgt, aber gleichzeitig zu einer Verringerung der B o r r e l i e n - Durchseuchung führt. Für die Studien wurden Zecken von geschossenem Schalenwild abgesammelt. So waren von den Zecken aus den märkischen Wäldern nach ihrer Häutung, die einer Blutmahlzeit folgt, nur noch 0,3 % mit Borrelien-infiziert. Es wurde die Häutung bzw. Umwandlung zum nächsten Zeckenstadium bis zur Borrelien-Untersuchung abgewartet, da nicht die frisch abgefallenen vollgesogenen Zecken ein neues Opfer suchen, sondern erst das nächste Zeckenstadium (Larve => Metamorphose => Nymphe => Blutmahlzeit / Nymphe => Metamorphose => adulte Zecke => Blutmahlzeit). Bei den herkömmlichen Untersuchungen wurden die Zecken direkt nach dem Absammeln vom Wirtstier auf Borrelien untersucht, was ein falsches Infektionsgefährdungsbild abgibt. Erst die andersartige, naturgerechte Untersuchungsmethode brachte das Phänomen, das Schalenwildblut in den Zecken die Borrelien abtötet, zu Tage. Durch den hohen Schalenwildbestand waren im Märkischen im Schnitt nur 5 % der Zecken mit Borrelien infiziert, die dort in Feld, Wald und Wiese direkt von Gräsern und Sträuchern gesammelt wurden. In Gegenden, in denen kein so großer Schalenwildbestand vorkommt, kann die Borreliendurchseuchung bis zu 35 % betragen.













Adulte männliche Zecke in Wartestellung auf ihrem Ansitz. Die Vorderbeine mit den hochempfindlichen Sinneszellen (Hallersche Organe) sind noch nicht abgespreizt, dass heißt, die Zecke hat noch keine Erschütterungen gespürt, die durch den sich nähernden potentiellen Wirt verursacht werden.

Diese Zecke hat ihre Vorderbeine mit den sogen. Hallerschen Organen abgespreizt, mit welchen sie thermische und chemische Reize lokalisiert. Dies sind inbesondere das Kohlendioxid der Atemluft, die Ausdünstungen der Haut und die Körperwärme des Wirtes.

















Verschiedene Lebensräume in Bezug auf Zecken und Borrelien betrachtet





Flußtäler und Niederungen












Foto: Deutschland, Niedersachsen, Wesertal (Flusstal)

Foto: Slowenien, Notranjska, Planinsko polje (Kesseltal)





Flusstäler und Niederungen mit Wäldern in denen sich lange die Morgenfeuchte hält, sind besonders bevorzugte Lebensräume der heimischen Zecken. Für die Borrelien ist in diesen Lebensräumen vorteilhaft, dass dort häufig kultivierte Bereiche (Dörfer, Äcker, Wiesen etc.) mit Wäldern verzahnt sind und somit mehr Niederwild (z.B. Hasen) und Nagetiere (z.B. Mäuse u. Ratten) vorkommen als in großen zusammenhängenden Wäldern. Denn merke: Reh-, Hirsch- u. Muffelwild bilden eine Sackgasse für die Borrelien, Niederwild und Nagetiere hingegen nicht, sie verstärken die Borreliendurchseuchung.

















Wälder / naturnahe Laubmischwälder












Foto: Deutschland, Thüringen, Großraum Hainich

Foto: Deutschland, Niedersachsen, Südharz





Für die naturbelassenen Laubmischwälder gelten die obigen Ausführungen unter “Wanderwege und Wandersteige“. Kann man häufig ein Rascheln von Mäusen hören, oder gar Mäuse beobachten und handelt es sich bei ihnen um Haselmäuse, muss damit gerechnet werden, dass die Zecken insbes. mit Borrelia spielmani infiziert sind. Dies wäre zum Beispiel bei einer evtl. späteren serologischen Diagnose zu berücksichtigen, damit ein Test mit dem richtigen Erregerisolat (Bb. sl. / Geno-Typ) verwendet wird.

















Wälder / Koniferen-Monokulturen











Foto: Deutschland, Niedersachsen, Hochharz

Foto: Deutschland, Bayern, Altmühl / Markt Essing





In Wirtschaftswäldern mit Nadelbaum-Monokulturen muss man sich weniger vor Zecken fürchten, da die dichtgelagerte Nadelschicht am Boden für die Eiablage der Zecken ungeeigneter ist. Die fett mit Blut vollgesogenen Zeckenweibchen können in die tote Nadelschicht nur sehr schlecht eindringen, um in frostgeschützte Tiefen vorzustoßen. Weiter fehlt in Nadelholz-Monokulturen häufig fast vollständig die Krautschicht (Bodenbedeckung) und das nachwachsende Unterholz, d.h., die Zecken finden keinen Ansitz zum Lauern auf eine passendes Opfer. Zecken findet man in Nadelholz-Monokulturen meist nur an Wegesrändern oder auf Lichtungen mit entsprechender Krautschicht (Gräser, Farne, Büsche etc.)

















Offenes Buschland, Trockenrasen und Heidelandschaften sowie Ödland











Foto: Deutschland, Bayern, Fränkische Schweiz

Foto: Frankreich, Lozere, Gorges du Tarn





Trockene, sonnendurchflutete Gelände gehören nicht zu den bevorzugten Lebensräumen der Zecken. Auch die Durchseuchung mit Borrelien muss man bei den wenigen dort vorkommenden Zecken eher als gering ansetzen, da diese Landschaften bevorzugte Lebensräume für Echsen, Schleichen und Schlangen sind, die teilweise eine tödliche Sackgasse für einige der Borrelien-Stämme bilden. Kommen mehr wechselwarme Kriechtiere (Reptilien) vor als Mäuse und Ratten, hat dies eine antiinfektiöse Wirkung auf den Zecken- und Mäusebestand. So konnte nachgewiesen werden, dass selbst schon mit Borrelien infizierte Zecken durch das Blut der Wechselblüter (Poikilotherme) wieder von Borrelien befreit werden. Das heißt, die wechselwarmen Kriechtiere haben gleich eine doppelt positive Wirkung. Zum einen sinkt das Risiko, dass sich die Zecken neu mit Borrelien infizieren und zum anderen wird der Zeckenbestand, durch die tödliche Wirkung des Reptilien-Blutes auf die Borrelien, von diesen zum Großteil befreit.





Dies gilt allerdings nicht für alle Borrelia-Sub- bzw. Genospezies, so konnte in einem Karstgebiet der Slowakei anhand von Smaragdeidechsen (Lacerta virdis) der Nachweis erbracht werden, das z.B. Borrelia lusitaniae sehr gut in den wechselwarmen Wirten überlebt bzw. scheinbar diese sogar als Haupt-Wirtstier (Stapelwirt) nutzt. B. Lusitaniae war mit 77-94 Prozent die dominanteste Borrelia-Genospezies die in den Echsen nachgewiesen werden konnte. Trotz alledem ist B. garinii in den Echsen-Lebensräumen bei den infizierten Zecken die häufigste Borrelia-Genospezies gewesen die dort im Slowakischen Karst nachgewiesen werden konnte [6]. B. lusitaniae war nur mit einem Anteil von ca. 11 Prozent vertreten gewesen, was wohl zeigt das die Echsen nicht die haupt Stapelwirte für die Borrelinen in dieser Region sind. Fazit: hat sich jemand in einer Region eine Zecke eingefangen in der auch z.B. Smaragdeidechsen bzw. Echsen allgem. vorkommen, dann darf bei Krankheitszeichen einer Borreliose nicht nur auf die allgem. In der Routinediagnostik berücksichtigten Borrelien (Geno-Typ 1-3 u. 15) beim Patienten gesucht werden, sondern auch auf B. lusitaniae. Neben Borrelia lusitaniae sollte auch Borrelia valaisiana berücksichtigt werden, da beide Borrelia-Stämme inzwischen bei erkrankten Menschen nachgewiesen werden konnten, somit wohl als krankmachend für den Menschen (Menschenpathogen) eingestuft werden müssen [7/8] und nicht wie bei einigen Autoren als fraglich Menschenpathogen [9] – solange kein Gegenbeweis erbracht wurde, zumal keine Routinediagnostik auf diese Borrelia Sub-Spezies ausgerichtet ist. Von daher muss von einer Dunkelziffer nicht erkannter Erkrankungsfälle ausgegangen werden, welcher Arzt lässt schon diese Borrelia Sub-Spezies abklären.

















Alpine Landschaften - extreme Klimabedingungen













Foto: Slowenien, Triglavski Narodni Park, Jalovec

Foto: Deutschland, Bayern, Chiemgauer Berge / Aschau





Zecken kommen in fast allen gemäßigten Klimazonen vor, so ist man vor ihnen selbst im Hochgebirge nicht sicher, obgleich die Zeckendurchseuchung dort wesentlich geringer ist. Bis zu einer Höhe von 2000 Metern über dem Meersespiegel erstreckt sich der Lebensraum der Zecken im alpinen Bereich.




















Europäische mediterrane Regionen













Foto: Kroatien, Istra, Flyschberge bei Hum / Kotli

Foto: Slowenien, Primorska (Küstenland), Balvedre





In den mediterran beeinflussten Regionen können neben der bei uns heimischen Zecke (Ixodes ricinus), die auch Gemeiner Holzbock, Schildzecke oder Haftzecke genannt wird, weitere Zeckenarten vorkommen. Wird von unserem heimischen Holzbock (Ixodes ricinus) vorrangig nur Borreliose und Enzephalitis (z.B. FSME) übertragen, kommen in den ganzjährig wärmeren Regionen (z.B. Mittelmeerraum) weitere Zecken-bedingte Infektionen hinzu, z.B. mit Rickettsien und Babesien. So überträgt die dort vorkommende Zecke Hyalomma weitere Virusinfektionen und die Zecke Rhipicephalus das sogenannte Mittelmeerzeckenfleckenfieber.




















Absammelergebnise auf einem 8000 qm Grundstückes im Inntal






Foto: Frau H. Polack





Diese Fotos zeigen uns sehr beeindruckend das Zecken nicht erst im Frühsommer ein Problem darstellen, schauen wir uns doch mal das Absammelergebnis vom Febr. 2008 an. Auf den Fotos werden Absammelergebnise von einem 8000 qm Grundstück gezeigt, welches im bayerischen Inntal gelegen ist. Das Grundstück liegt eingebettet in einer Landschaft mit kleinen Wäldern, Äckern (Maisanbau), Wiesen und Gräben. Auf der Fläche selbst befindet sich ein Garten, Weidefläche, Weiher sowie Gräben und es ist umgeben von nie bearbeiteter Wild- u. Heckenflächen. Auf der Fläche und im Umfeld leben folgende Haus- u. Wildtiere: Schafe, Katzen, Hunde, Hühner, Rehe (Rehbock), Igel, Hasen, Fasane, Mäuse, Bisam, Ratten und sicherlich auch Bilche sowie weitere Tiere.














Anmerkungen / Quellen:



[A] - Auszähl- und Fangmethoden von Zecken:



1.- Verfahren zum Abschätzen von potentieller Zeckengefahr an Wanderrouten:



hierzu erfolgt ein visuelles Auszählen von Zecken auf einer definiert festgelegten Strecke (z.B. 10 m) direkt an den Pflanzen wie Gräser, Sträucher etc., hierbei legt man sich auf eine Seite des Weges (Fußpfad, Wanderweg etc.) fest, möglichst die Schatten- oder Halbschattenseite.



2.- Verfahren um Zecken für Durchseuchungsuntersuchungen zu fangen:



bei diesem Verfahren handelt es sich um das sog. Abflaggen. Zum Abflaggen verwendet man ein großes, weißes Molton-Tuch (z.B. Windel) und befestigt dies an einem Stab und streicht (flaggt) damit Gräser, Sträucher usw. ab. Mit dieser Methode erreicht man in der Regel nur adulte Zecken und Nymphen, da man die unterste Krautschicht bzw. den Boden mit diesem Verfahren schlecht oder gar nicht erreicht. Es werden also vorrangig die Zeckenstadien erreicht, die Mensch bei ihrer normalen Fortbewegung (aufrechtes Gehen) befallen. Das Larvenstadium wird mit dieser Fangmethode weniger erreicht, welches aber z.B. für Kinder oder Soldaten eine Gefahr darstellen kann, da sie häufig durch Gräser- u. Sträucher kriechen oder robben. Auch Personen die sich unbedacht zum Sonnen oder Ruhen auf eine Waldlichtung, Wiese oder auch im Garten ohne große Unterlage (z.B. Decke) ablegen, können von Larven befallen werden.



3.- Verfahren um alle Zeckenstadien (Larven, Nymphen u. adulte Zecken) für Untersuchungen zu erreichen:



es handelt sich hierbei um eine sog. Trockeneisfalle. Hierzu nimmt man ein möglichst feingewebtes ca. 2 x 2 m großes Tuch (z.B. Bettlaken) und legt dieses flach an einem windstillen warmen Morgen auf dem Boden, an den Rändern gräbt man es etwas ein, damit auch die kleinsten Zecken (Larven) möglichst leicht auf das Tuch gelangen können. Im Anschluss wird in der Mitte des Tuches ein Trockeneisstück (= Kohlendioxid, fest) abgelegt, welches dann langsam auftaut und verdampft (Kohlendioxid, gasförmig). Durch das sich als Nebel über den Boden ausbreitende Kohlendioxid-Gas, welches ein guter Lockstoff für Zecken ist, werden diese dann aus der Umgebung zum Zentrum des Tuches angelockt, wo sie sich einen vermeintliche Wirt erhoffen. Kommen die Zecken dann in die Nähe des Trockeneisblocks, verfallen sie quasi durch die Kälte in eine Art Winterschlaf und werden bewegungsunfähig. Im Anschluss brauchen die Zecken nur noch in ein entsprechendes Gefäß vorsichtig abgeschüttelt werden.



Dies Verfahren müsste sich auch zum kleinregionalen entseuchen von z.B. Kindergarten-, Schul- oder (Wald)-Schwimmbadwiesen eignen - Erfahrungen liegen diesbezüglich aber nicht vor.



ACHTUNG: unbedingt beim Umgang mit Trockeneis (Kohlendioxid, fest) das EG-Sicherheitsdatenblatt nach TRGS 220 / SDB Nr.: 018C / Version: 1.60 (gültig seit 7/04) beachten.






[1] - Magnarelli, A. (1990): Serologic testing for Lyme disease, Postgrad Med. 87, S. 149-156



[2] - Info: Ringvorlesung >>Parasiten bei Hund und Katze<<, Dr. med. vet. C. Epe, Tierärztliche Hochschule Hannover (2/2004).



[3] - Auf den Göttinger Schillerwiesen (Park) ist z.B. jede dritte Zecke Borrelien-infiziert - Info: Ringvorlesung >>Zeckenübertragene Erkrankungen<<, Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. H. Eiffert, Bereich Humanmedizin Universität Göttingen (1/2004).



[4] - R. W. (1996): Ratten verbreiten Borreliose – Infektionen auch in Städten / Starker Zeckenbefall, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.12.96



[5] - Dehn, C. (1995): Eine internationale Expertengruppe hat eine sensationelle Entdeckung gemacht: Noch unbekannte Faktoren in Reh, Hirsch und Mufflon vernichten den Lyme-Erreger, Mit Bambi gegen Borreliose, kosmos, S. 72-72, 7/95



[6] - Majláthová, V., Majlath, I., Derdáková, M., Vichová, B., Petku, B. (2006): Research - Borrelia lusitaniae and Green lizards (Lacerta viridis), Karst Region, Slowakei, Department Health and Human services - CDC / Centers for Disease Control and Prevention, Emerging Infections Diseases / EID Journal home, Vol. 12, Number 12-Dezember 2006, ISSN: 1080-6059



[7] - Collares-Pereira , M, Couceiro, S., Franca, I., Kurtenbach, K., Schäfer, S.M., Vitorino, L., Goncalves, L., Baptista, S., Vieira, M.L., Cunha, C. (2004): First isolation of Borrelia lusitaniae from a human patient, Unidade de Leptospirose e Borreliose de Lyme, Instituto de Higiene e Medicina Tropical,Universidada Nova de Lisboa, Lisbon, Portugal, mcp@ihmt.unl.pt, J. Clin. Microbiol., 2004 Mar; 42(3): 1316-8, PMID: 15004107 [PubMed - indexed for Medline)



[8] - Diza, E., Papa, A., Vezyri, E., Tsonis, I., Antoniadis, A. (2004): Borrelia valaisiana in cerebrospinal fluid, Emerging Infections Diseases. 2004 Sep; 10(9): 1692-3, PMID: 15503409 [PubMed - indexed for Medline)



[9] - Stütz, W. (2006): Neuroborreliose im Kindesalter / Eine klinische und epidemiologische Charakteristik von Patienten der Universitätsklinik Graz von 2000 bis 2006 im Vergleich mit internationalen Daten, Diplomarbeit, Matr. Nr.: 0310162, zur Erlangung des akademischen Grades „Doktor der gesamten Heilkunde (Dr. med.-univ.), Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz, Österreich



[10] - Baden-Württemberg Stiftung (2010): Baden-Württemberg Stiftung stellt neueste Erkenntnisse aus der Borreliose-Forschung vor, 21.05.2010,Pressemitteilungen, News & Presse, Baden-Württemberg Stiftung – Wir stiften Zukunft, http://www.bwstiftung.de/news-presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detail/article/405.html, Flyer: Prävention Lyme_Borreliose. Einfache Möglichkeiten für effektiven Schutz, 10 Jahre Vorsprung für Baden-Württemberg, Baden-Württemberg Stiftung – Wir stiften Zukunft, Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Im Kaisemer 1, 70191 Stuttgart, info@bwstiftung.de, www.bwstiftung.de, http://www.bwstiftung.de/fileadmin/Publikationen/Flyer_und_Broschueren/Lyme-Borreliose_Flyer_070510.pdf



[11] - Zupan Hajna, N., Mihevc, A. (2008): 16th International Karstological School “Classical Karst”, Karst sediments, Guide book & Abstracts, Karst Research Institute (ZRC SAZU), Scientific Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Arts, Titov trg 2, 6230 Postojna, Slovenia, Speleological Association of Slovenia, Slovenian National Commission for UNESCO, Karst Commission IGU, International Speleological Union UIS, Postojna, 2008, http://www.scribd.com/doc/16251367/Vodnik-16MKS